Präsident der DGPro zur Titelstory der Zahnärztlichen Mitteilungen (ZM) vom 1. Juli 2016

"Das in dem ZM-Beitrag dargestellte Design der Adhäsivbrücke ist aus fachlich-prothetischer Sicht kontraindiziert. Die DGPro rät daher dringend davon ab, das in den ZM dargestellte non-retentive zweiflügelige Adhäsivbrückendesign in der klinischen Behandlung von Patienten mit metallkeramischen Adhäsivbrücken anzuwenden, wenn Adhäsivbrücken als dauerhafter Zahnersatz zum Einsatz kommen sollen."

Die DGPro begrüßt ausdrücklich die neuen Zahnersatz-Richtlinien bezüglich der Adhäsivbrücken (ein- und zweiflügelige metallkeramische Adhäsivbrücken als altersunabhängige Regelversorgung) und die Information der Zahnärzteschaft in der ZM-Titelstory vom 1. Juli 2016.

Gleichzeitig ist die DGPro jedoch beunruhigt, dass das ZM-Titelbild ein Adhäsivbrückendesign zeigt, das wesentliche wissenschaftliche Ergebnisse der letzten Jahrzehnte ignoriert, die unter anderem auch in den ZM selbst publiziert worden sind (z.B. Kern M. Einflügelige Adhäsivbrücken und Adhäsivattachments - Innovation mit Bewährung. Zahnärztl Mitt 2005;95:2878-2884; Kern M, Kerschbaum T. Adhäsivbrücken. Gemeinsame Stellungnahme der DGZPW und DGZMK. Zahnärztl Mitt 2007;97:2364-2366.; Botelho MG, Ma X, Cheung GJ, Law RK, Tai MT, Lam WY. Long-term clinical evaluation of 211 two-unit cantilevered resin-bonded fixed partial dentures. J Dent 2014;42:778-784.)

1. Es ist wissenschaftlich abgesichert, dass metallkeramische Adhäsivbrücken eine retentive Rillenpräparation benötigen.

Mit dem in den ZM dargestellten nicht-retentiven Design weisen Adhäsivbrücke ein sehr hohes Misserfolgsrisiko auf.

2. Zweiflügelige metallkeramische Adhäsivbrücken mit Adhäsivflügeln an Eckzahn und Schneidezahn bergen ein sehr hohes Misserfolgsrisiko.

Erklärbar ist dies dadurch, dass Eckzahn und Schneidezahn bei Laterotrusion und Protrusion unterschiedlich ausgelenkt werden. Die daraus resultierenden Torsionsbelastungen verursachen bei elastischen Metallflügeln häufig ein unilaterales Debonding mit nachfolgendem hohen Kariesrisiko.

Das in dem ZM-Beitrag dargestellte Design der Adhäsivbrücke ist daher aus fachlich-prothetischer Sicht kontraindiziert. Die DGPro rät daher dringend davon ab, das in den ZM dargestellte non-retentive zweiflügelige Adhäsivbrückendesign in der klinischen Behandlung von Patienten mit metallkeramischen Adhäsivbrücken anzuwenden, wenn Adhäsivbrücken als dauerhafter Zahnersatz zum Einsatz kommen sollen.

Lediglich für vollkeramische Adhäsivbrücken kann ein non-retentives Design klinisch langfristig erfolgreich angewendet werden, da Keramikflügel im Gegensatz zu Metallflügeln rigide sind und sich bei den in der Mundhöhle auftretenden Torsions- und Schälkräften im Gegensatz zu Metallflügeln nicht verbiegen. Aber auch bei vollkeramischen Adhäsivbrücken wäre die dargestellte zweiflügelige Adhäsivbrücke mit Verblockung von Eckzahn und Schneidezahn extrem kritisch zu sehen. Überzeugend positive klinische Daten liegen nur für einflügelige vollkeramische Adhäsivbrücken vor.

Prof. Dr. Matthias Kern 

Präsident der DGPro