Geschichte

Namensänderung der DGZPW in DGPro in 2010

Auf ihrer Jahreshauptversammlung am 06.11.2009 in München beschlossen die Mitglieder der DGZPW eine Namensänderung beschlossen. Seit dem 13. April 2010 lautet der offizielle Name unserer Fachgesellschaft Deutsche Gesellschaft für Prothetische Zahnmedizin und Biomaterialien e.V.

Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde (DGZPW)

1. Einleitung

Hervorgegangen aus der Arbeitsgemeinschaft für Prothetik und Werkstoffkunde rekonstituierte sich die Deutsche Gesellschaft für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde (DGZPW) am 27.01.1951 in Frankfurt am Main. Initiiert durch die politische Entwicklung kam es 1990 zur Vereinigung mit der „Gesellschaft für Prothetische Stomatologie der DDR“. Im Jahr 2001 schließlich feierte die DGZPW mit einem Festakt ihr 50 jähriges Bestehen. Die hierzu erschienene Festschrift ist hier abrufbar:

Mittlerweile zählt die Fachgesellschaft etwa 1200 Mitglieder.

Bereits zum Zeitpunkt der Gründung sah man die Ziele und Aufgaben sowohl in der Förderung und Entwicklung der wissenschaftlichen Seite von zahnärztlicher Prothetik und Biomaterialkunde sowie in der richtungweisenden Anleitung für den Praktiker.

2. Zweck und Ziele der DGZPW

Zahnärztliche Prothetik befasst sich als medizinisches Fachgebiet schwerpunktmäßig mit der klinischen Betreuung und der oralen Rehabilitation nach Zahnverlust und ausgeprägter Zahnhartsubstanzschädigung. Es schließt alle damit zusammenhängenden biologischen, funktionellen, psycho-sozialen, materialkundlichen und technologischen Aspekte ein. Das Fach deckt dabei - in enger interdisziplinärer Kooperation - auch Fragen langfristiger Betreuungsstrategien ab. Der Zahnärztlichen Prothetik kommt damit eine hohe Verantwortung auf der individuellen Patientenebene und der Populationsebene zu. Im Vordergrund steht ein patientenzentrierter präventiver, auf Gesundheitsnutzen ausgerichteter Ansatz. Dieser wird ganzheitlich verstanden, zielt auf den Erhalt oraler Strukturen ab und bezieht die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität ausdrücklich ein.

Die DGZPW strebt die wissenschaftliche Förderung der Medizin, insbesondere der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde auf ihrem speziellen Gebiet an. Unter Berücksichtigung von Grundlagenforschung, Prävention, Diagnostik und Therapie wird entsprechend dem jeweiligen Stand von Wissenschaft und Forschung ein Aufgabenkatalog von der Mitgliederversammlung festgelegt. Dabei

  1. sollen Forschungsergebnisse des In- und Auslandes den Mitgliedern der Gesellschaft und anderen Interessenten bekannt gegeben sowie der internationale Austausch von Wissenschaftlern gefördert werden. Ebenso soll die Verbreitung herausgehobener wissenschaftlicher Forschungsergebnisse von Mitgliedern der Gesellschaft im fremdsprachigen Fachschrifttum gefördert werden.
  2. soll die Verbindung mit anderen einschlägigen Wissensgebieten hergestellt und gepflegt werden.
  3. soll die wissenschaftliche Arbeit auf den Gebieten der prothetisch-restaurativen Zahnheilkunde und der sicheren Anwendung der Werkstoffe, insbesondere von Neuentwicklungen nutzbar gemacht werden.
  4. soll durch Richtlinien/Curricula die spezielle Ausbildung und Fortbildung auf allen Teilgebieten gefördert werden.
  5. soll die strukturierte zertifizierbare Weiterbildung zum Spezialisten für Zahnärztliche Prothetik gefördert werden.

Weiterhin gibt die Gesellschaft durch das Erstellen von wissenschaftlichen Mitteilungen, Stellungnahmen und Leitlinien evidenzbasierte Hilfestellungen für die praktische Tätigkeit auf dem Fachgebiet und ist an der Erstellung von Leitlinien in angrenzenden Fachgebieten beteiligt.

Die Organe der DGZPW sind die Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift und das International Journal of Prosthodontics. Diese Fachzeitschriften sind ein Bindeglied zwischen DGZPW, internationalen Fachgesellschaften, Industrie und Praxis.

3. Weiterbildung, Fortbildung, Zertifizierung

Zahnärzte, die sich nach dem Staatsexamen im Fach Prothetik qualifizieren wollen, haben über die DGZPW die Möglichkeit nach einer mindestens 3 jährigen Ausbildung an einer anerkannten Ausbildungsstätte den Titel „Qualifiziert fortgebildeter Spezialist für Prothetik der DGZPW“ zu erwerben. Die Ziele der Ausbildung bestehen im Erlangen eines fundierten theoretischen Wissens und klinischer Erfahrungen in der Zahnärztlichen Prothetik sowie die Kenntnis der fachspezifischen Literatur. Weiterhin soll der „Spezialist für Prothetik“ befähigt sein, sein Fachwissen zu vermitteln.

Nach mindestens 5 jähriger Tätigkeit als Zahnarzt und bereits begonnener Gutachtertätigkeit kann nach erfolgreichem Absolvieren eines Curriculums und einem abschließenden Kolloquium das Prädikat „fortgebildeter Gutachter“ erlangt werden.

Seit dem Jahr 2009 wird zusätzlich die Weiterbildung zum international anerkannten „Master of Science“ (M.Sc.) angeboten. Der Titel kann nach 2 jähriger berufsbegleitender Ausbildung an einer staatlichen Volluniversität erworben werden. Studierende erwerben in dem Studiengang umfassende Kenntnisse und Kompetenzen auf dem Gebiet der oralmedizinischen Rehabilitation unter Anwendung strukturierter systematischer Sanierungskonzepte. Sie erwerben Kompetenzen in der wissenschaftlichen Bewertung und klinischen Anwendung von zahnärztlichen und dentaltechnologischen prothetischen Verfahren. Die DGZPW begleitet den Masterstudiengang von wissenschaftlicher Seite.

Weiterhin bietet die DGZPW strukturierte Fortbildungen in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Praxis und Wissenschaft (APW) an. Der erfolgreiche Abschluss dieser Curricula berechtigt zum Führen des jeweiligen Tätigkeitsschwerpunkts.

4. Projekte Forschung und Entwicklung

Die Deutsche Gesellschaft für zahnärztliche Prothetik hat im November 2000 ein Gutachten bei I+G Gesundheitsforschung, München, in Auftrag gegeben, das die „Bedarfsentwicklung für prothetische Leistungen in der Zahnheilkunde bis zum Jahr 2020“ analysiert. Die Definition der Aufgaben, die fachliche Betreuung der Arbeit und die Ableitung der Schlussfolgerungen lag bei einer Fachkommission der DGZPW.

5. Jahrestagungen / Symposien

Die DGZPW beruft einmal jährlich eine wissenschaftliche Tagung ein und verbindet diese mit der ordentlichen Mitgliederversammlung. Weiterhin wird zeitversetzt einmal im Jahr ein Expertensymposium veranstaltet.

Wissenschaftliche Highlights und historische Persönlichkeiten in der Entwicklung der Zahnärztlichen Prothetik

Entwicklung der Zahnärztlichen Prothetik in Deutschland

Hervorgegangen aus der Arbeitsgemeinschaft für Prothetik und Werkstoffkunde unter der Leitung der Professoren Fritsch, Schröder, Schoenbeck und Reichenbach (1932-1945) rekonstituierte sich die Deutsche Gesellschaft für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde (DGZPW) am 27.01.1951 in Frankfurt am Main. Auf Vorschlag von Prof. Falck, München, wurden einstimmig zum neuen vorläufigen Vorstand gewählt: Prof. Rehm, Freiburg (1. Vorsitzender), Prof. Weikart, Köln, und Dr. Dr. Jantzen, Essen, zum Geschäftsführer Dr. Selbach, Hamburg.

Bereits im ersten Referat der Gründungstagung über „Ziele und Aufgaben der Deutschen Gesellschaft für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde“ führte Prof. Rehm, Freiburg, aus, dass die Ziele und Aufgaben sowohl in der Förderung und Entwicklung der rein wissenschaftlichen Seite der beiden Gebiete sowie in der richtungsweisenden Anleitung für den Praktiker zu suchen wären. Zur Erreichung sollte die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Fachgesellschaften gesucht und die Mitarbeit von Naturwissenschaftlern angefordert werden. 10 Jahre später (1961) zog Dr. Dr. Jantzen eine Bilanz über die ersten Jahre der Fachgesellschaft. Besonders kurz nach der Wiedergründung galt es, den Anschluss an das Ausland hinsichtlich neuer Materialien und Arbeitsmethoden zu finden. Er würdigte den 2. Vorsitzenden der Gesellschaft, Prof. Weikart, für seine kompetente Leitung der materialkundlichen Seite. Nach dem Ausscheiden von Prof. Rehm als 1. Vorsitzendem übernahm Prof. van Thiel die Leitung der Gesellschaft, Prof. Henkel als 2. Vorsitzender den werkstoffkundlichen Teil. Dr. Elbrecht wurde als Praktiker mit in den Vorstand aufgenommen. Zu dieser Zeit hatte die Gesellschaft etwa 200 Mitglieder.

Anlässlich der 25. Jahrestagung der DGZPW 1976 in Berlin hielt Prof. van Thiel den Jubiläumsvortrag. In seinem Resümee maß er der Tagung von 1969 besondere Bedeutung zu, da hier die Berichterstattung der Kommissionen für die Mitglieder eingeführt worden waren. Diese Kommissionen waren laut Beschluss der Mitgliederversammlung 1968 gegründet worden. Es waren die Kommissionen für „Dokumentation und Statistik“, die für „die klinische Werkstoffkunde und Prüfungen“ und auch für die „Nomenklatur“. Laut Prof. van Thiel konnte es als Erweiterung der Funktionsbasis der Gesellschaft angesehen werden, dass nun von diesen Kommissionen laufend aus ihren speziellen Arbeitsgebieten die Unterlagen für die Tagungsprogramme erarbeitet wurden. Prof. von Thiel betonte in seinem Beitrag, dass das Mittel, mit dem die Gesellschaft in erster Linie den Ansprüchen ihres Programms gerecht zu werden versucht, die jährlich abgehaltenen Tagungen wären. Eine besondere Form der Tagungen waren die in der Ära van Thiel durchgeführten „Gespräche am runden Tisch“ mit Vertretern von Wissenschaft und Praxis zur Diskussion spezieller Problemfälle und ihrer Lösungsmöglichkeiten. Auch der Forderung nach interdisziplinärer Zusammenarbeit wurde Rechnung getragen. So hat die Gesellschaft durch die 1971 zum ersten Male durchgeführte Gemeinschaftstagung im Arbeitskreis bzw. in der Arbeitsgemeinschaft für Dentale Technologie das Gespräch zwischen Zahnärzten und Zahntechnikern aufgenommen und in den folgenden Jahren fortgeführt. Die Gesellschaft erfreute sich einer stetig zunehmenden Zahl an Vorträgen und einer steigenden Anzahl von Mitgliedern, die mittlerweile über 300 betrug (zu ihnen zählten in beachtlicher Zahl Hochschullehrer des Auslandes). Professor van Thiel erhielt im Jahr 1982 für seine ca. zwanzigjährige Tätigkeit im Vorstand und als 1. Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde, an deren Aufbau er intensiv mitgewirkt und wesentlich zur kontinuierlichen Entwicklung der Prothetik als Wissenschaft in Deutschland beigetragen hat, den Georges-Villain-Preis der Fédération Dentaire Internationale (FDI). 40 Jahre nach der Gründung der DGZPW zählte die Gesellschaft mittlerweile über 500 Mitglieder. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden 21 Mitglieder wegen ihrer Verdienste zu Ehrenmitgliedern ernannt. 1975 wurde der DGZPW ein offizielles Emblem gegeben. Der sogenannte „Pfeilwinkel“ symbolisierte dabei die fundamentale Bedeutung der Artikulationslehre für die zahnärztliche Prothetik und der in ihm liegende Gipskristall die zentrale Bedeutung der Werkstoffkunde für dieses Fach. Aus Zweckmäßigkeitsgründen gab sich die Gesellschaft im Jahre 1981 anlässlich der 30. Jahrestagung in Berlin den juristischen Status eines eingetragenen Vereins. Neben den bereits beschriebenen offiziellen Aktivitäten wurde intern noch weiteren Aufgaben, wie den Treffen der Hochschullehrer für zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde, Stellungnahmen zu standespolitischen Fragen oder zu Fragen der Nomenklatur nachgegangen. 1990 fand auf Initiative von Professor Eichner ein Zusammentreffen von 130 Prothetikern aus West- und Mitteldeutschland in Berlin in Form eines „Dies academicus protheticus“ zur fachlichen Standortbestimmung statt. Bei diesem Anlass kam es auch zu einer gemeinsamen Arbeitssitzung der Vorstände der Gesellschaft für Prothetische Stomatologie der DDR und der Deutschen Gesellschaft für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde, wobei in wesentlichen Punkten Übereinstimmung in der Frage der angestrebten Vereinigung beider Gesellschaften erzielt wurde. Im Oktober desselben Jahres wurden beide Gesellschaften in Berlin zusammengeführt, dabei führte die wissenschaftliche Fachgesellschaft den Namen „Deutsche Gesellschaft für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde. Die Organe der DGZPW sind die Deutsche Zahnärztliche Zeitschrift und das International Journal of Prosthodontics. Ziel dieser Fachzeitschriften war und ist es, eine Verbindung zwischen DGZPW, internationalen Fachgesellschaften, Industrie und Praxis darzustellen und für diese Bereiche ein Diskussionsforum zu bilden.

Auf der Jahrestagung in Frankfurt a. M. feierte die DGZPW am 18. Mai 2001 mit einem Festakt ihr 50jähriges Bestehen.

Historische Persönlichkeiten der Zahnärztlichen Prothetik

Für besondere Verdienste innerhalb der Fachgesellschaft wurden folgende Mitglieder zu Ehrenmitgliedern ernannt.

Ehrenmitglieder

  • Prof. Carlsson, Göteborg/Schweden
  • Prof. Nico Creugers, Nijmegen/Niederlande
  • Prof. Dreyer-Jögensen, Vanlöse/Dänemark
  • Fr. Prof. Franz, Hamburg
  • Prof. Gernet, München
  • Dr. Heide, Kiel
  • Prof. Hofmann, Erlangen
  • Prof. Huszâr, Budapest/Ungarn
  • Prof. Kerschbaum, Köln
  • Prof. E. Körber, Tübingen
  • Prof. Kröncke, Erlangen
  • Prof. Marx, Mainz
  • Prof. Dr. Sando Palla, Zürich/Schweiz
  • Doz. Dr. Plonka, Wroclaw/Polen
  • Prof. Spiechowicz, Warszawa/Polen
  • Prof. Viohl, Berlin
  • Prof. Voß, Köln
  • Prof. Windecker, Frankfurt

Ehrenmitglieder verstorben

  • Prof. Dolder, Zürich/Schweiz
  • Prof. Eichner, Berlin
  • Dr. H. Einfeld, Flensburg
  • Prof. Freesmeyer, Berlin
  • Prof. Fritsch, Frankfurt/M.
  • Prof. Gerber, Zürich/Schweiz
  • Prof. Herrmann, Bonn
  • Prof. Hupfauf, Bonn
  • Dr. Dr. Jantzen, Essen
  • Prof. Jung, Mainz
  • Prof. Kraft, München
  • Prof. Rehm, Freiburg
  • Prof. Reichenbach, Halle
  • Prof. Schwickerath, Köln
  • Prof. Spiekermann, Aachen
  • Prof. Thielemann, Frankfurt/M.
  • Prof. van Thiel (Ehrenpräsident), München
  • Prof. Weikart, Köln

Im Folgenden sollen die Leistungen von vier Persönlichkeiten, die entscheidend an der Entwicklung der Zahnärztlichen Prothetik in Deutschland mitgewirkt haben, stellvertretend hervorgehoben werden.

Nachdem er die Gründung der Freien Universität Berlin 1949 selbst mit vorangetrieben hatte, wurde Prof. Dr. Dr. Karl Eichner 1970 zum ordentlichen Professor auf den Lehrstuhl Zahnärztliche Prothetik berufen. Die nach ihm benannten, allgemein anerkannten Eichner-Gruppen, sein erster und zweiter Handatlas der Zahnärztlichen Prothetik (1962, 1967) sowie mehr als 150 wissenschaftliche Publikationen, Vorträge und Fortbildungen sprechen für das unermüdliche Bestreben, die Entwicklung des Faches voranzubringen. 1978 bis 1982 hatte er das Amt des Vorsitzenden der DGZPW inne und war bemüht, nationale und internationale Verbindungen aufzubauen und zu pflegen. Neben seinen politischen Aufgaben hat er zeitlebens die wissenschaftliche Forschung, insbesondere auf den Gebieten der hoch- und höchsttourigen Präparation und der Metallkeramik vorangetrieben und mitgeprägt.

Prof. Dr. Dr. Dr.h.c. Hubertus Spiekermann war Ehrenmitglied zahlreicher nationaler und internationaler Fachgesellschaften und hat durch sein Engagement die Entwicklung der zahnärztlichen Implantologie entscheidend mitbestimmt. 1994 war er Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Implantologie (DGI) durch den Zusammenschluss der GOI und AGI, deren Vorsitz er von 1991 bis 1994 inne hatte. In seiner Laufbahn bekleidete er die Ämter des Präsidenten der DGI (1996-98), der European Association for Osseointegration (1997-98) sowie der Gesellschaft für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde (1999-2001). Er war seit dem Jahr 2003 Träger der Goldenen Ehrennadel der DGZMK.

Nach seiner Präsidentschaft der DGZPW von 2002 bis 2004 wurde Prof. Dr. Thomas Kerschbaum im Jahr 2006 zum Ehrenmitglied der Gesellschaft ernannt. Er ist Autor oder Koautor von 230 wissenschaftlichen Publikationen und erhielt neben vielen anderen Auszeichnungen den Jahresbestpreis der DGZMK in den Jahren 1981, 1991 und 1998. Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Tätigkeit sind insbesondere klinische Langzeitstudien prothetischer Versorgungen und zukünftige Entwicklungen in der Prothetik. 1989 übernahm er die Schriftleitung der DZZ. Über viele Jahre hat er die Zeitschrift unablässig weiterentwickelt und dabei stets den hohen wissenschaftlichen Anspruch gewahrt.

In Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistungen für das Fachgebiet wurde Prof. Dr. Rudolf Musil im Jahr 2006 die van Thiel-Medaille der DGZPW überreicht. Nach seiner Habilitation wurde er 1976 auf den Lehrstuhl für Zahnärztliche Prothetik und Werkstoffkunde der Friedrich-Schiller-Universität Jena berufen, welchen er bis 1997 geleitet hat. Er war 1. Vorsitzender der „Gesellschaft für Prothetische Stomatologie der DDR“ sowie der „Wissenschaftlichen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Friedrich-Schiller-Universität Jena“. Prof. Musil hat mehr als 130 Publikationen zu einem breiten Themenspektrum veröffentlicht und 15 Patente angemeldet. In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. H.-J. Tiller hat er unter anderem die Forschung auf dem Gebiet des chemischen Metall-Kunststoffverbundes vorangetrieben und 1984 mit dem Silicoater-Verfahren das erste einsatzfähige Kunststoff-Metall-Verbund-System für die Zahnmedizin entwickelt. Die Fortschritte in der Zuverlässigkeit des Metall-Kunststoffverbundes ermöglichte die Anfertigung von Adhäsivbrücken auf breiter Ebene und damit einen großen Schritt in Richtung minimalinvasiver Zahnmedizin, von dem besonders jugendliche Patienten profitieren.

Die gegenwärtige zahnmedizinisch-prothetische Forschung beschäftigt sich weiterhin intensiv mit der Biomaterialkunde und innovativen Technologien. Genannt seien hier vollkeramische Systeme, Elektroformung, optische Abformverfahren und CAD/CAM-Technologien.

Die zahnmedizinische Prothetik hat sich in den letzten Jahren aber auch viele neuere Forschungsfelder mit Bezug zur der oralen Rehabilitation erschlossen. Hierzu zählen unter anderem die Outcome-orientierte klinische Forschung, Lebensqualitätsforschung, Public–Health- und Versorgungsforschung. Ganz allgemein rückt der ganzheitliche, patientenzentrierte und auf Gesundheitsnutzen ausgerichtete Ansatz in der Prothetik immer stärker in den Vordergrund. Zurzeit fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 1,2 Millionen Euro eine multizentrische Studie zur prothetischen Therapie der verkürzten Zahnreihe.